Der Flecken Ahlden an der Aller
"Die gegend dieses Orts ist gar gut und lustig,
in schoenen Auen und Wiesen..."
...schreibt Merian im Jahr 1654 in seiner Topographie und Beschreibung der Herzogtuemer Braunschweig und Hannover ueber die Region Ahlden.
DER FLECKEN AHLDEN AN DER ALLER
Der Flecken Ahlden im Land Niedersachsen, im Landkreis Soltau-Fallingbostel an der Aller nur 21 m ueber dem Meeresspiegel gelegen, versammelt heute ca. 1600 Einwohner auf einer Flaeche von 26 qkm. Die offizielle website des Fleckens Ahlden ist: www.ahlden.de
Die Ahldener Ortsbezeichenung "Flecken" (Blek,Flecklein) taucht erstmals ab 1520 in der benachbarten Grafschaft Hoya auf. Als die Grafschaft ab 1582 in welfisches Hoheitsgebiet uebergeht, existiert diese Bezeichnung bereits, die neben Ahlden auch die Nachbargemeinde Hudemuehlen ( welche spaeter mit Riethagen zu Hodenhagen zusammengefasst wurde ) traegt. Auch die spaeteren Staedte Rethem und Walsrode waren zuvor Flecken.
Sowohl Ahlden als auch Hudemuehlen waren an einer Burg gelegene Ansiedlungen, die nicht zu Staedten erhoben wurden. Flecken sind also Orte, welche funktional und rechtlich zwischen einem Dorf und einer Stadt anzusiedeln sind. Sie fuehren auch entsprechende Dienstleistungen fuer umliegende Doerfer aus. Um die Ansiedlung von Handwerk und Gewerbe an einem Amtsitz erfolgreich zu foerdern, wurden den Flecken auch entsprechende Privilegien und Gewerbefreiheiten (Braurecht etc.) verliehen. In Ahlden war der Landesherr durch das dortige Amtshaus stets praesent. Ein Alt-Ahlden wird im Jahr 1295 erwaehnt, jedoch schon 1274 wird die Stiftung des Konvents von Ahlden durch Bischoff Otto von Minden beurkundet.
Die Bebauung und der heutige laendlich doerflich anmutende Ortskern sind im wesentlichen auch auf drei grosse Feuersbruenste zurueckzufuehren, die Ahlden in seiner langen Geschicht heimgesucht haben. Bedingt durch die seinerzeit typische, sehr enge Bebauung und die Reetdaecher der Haeuser gab es bei Braenden kaum eine Moglichkeit eine Feuerwand wirksam aufzuhalten, die sekundenenschnell von einem Gebaeude aufs Naechste uebergriff, welches oft tatsaechlich nur wenige Zentimeter daneben stand. Hinzu kamen die oft starken Ostwinde in dem flachen Marschland. So wurde der Flecken schon im Dreissigjaehrigen Krieg 1632 von Tillys Horden gebrandschatzt und musste 1684, 1715 und 1847 drei schwere Braende ueberstehen, die jeweils etwa den halben Ort westlich von Kirche und Schloss in Schutt und Asche legten auf denen jeweil wiederaufgebaut wurde, so dass im 19. Jahrhunderte bereits die Fundamente der aeltesten Haeuser metertief unter der Oberflaeche zu finden waren.
Der grosse Brand von 1684 hatte zudem zur Folge, dass dem Flecken Ahlden das Braurecht entzogen wurde ."Das hat zu dem Ruin und der Armuth der Ahldenschen Einwohner gar ein Grosses beigetragen", wie es ein Chronist beschreibt. Hatte doch Ahlden bereits 1618 einen schweren Rueckschlag derart erlitten, dass ein Damm brach, der die Aller am Ausbrechen nach Osten hindern sollte. Somit hatte sich der Fluss oestlich Ahlden ein neues Bett gesucht, die Ahldener Schiffsmuehle sass nun auf dem Trockenen und es waren grosse Flaechen fruchtbares Weideland vom Fluss einfach mitgerissen worden.
Der zweite verheerende Brand verwuestete den Flecken Ahlden am Sonnabend vor dem Osterfest, am 20. April 1715 und zerstoerte innerhalb nur einer Stunde zwischen 20 und 21 Uhr 41 Wohnhaeuser, 23 Scheunen, 21 Backhaeuser, 7 Speicherbauten und 6 Wagenremisen, also insgesamt 98 Gebaeude ! Viele Bewohner konnten sich nur mit einem Sprung aus dem Bett und durchs Fenster retten. An die Bergung von Hab und Gut oder Tieren war nicht zu denken. Der starke Ostwind liess Loeschversuchen wieder einmal keine Chance.Den Brand hatte ein Soldat entfacht, der mit einer offenen Flamme auf Maeusejagd gegangen war ...
Nach dieser Katastrophe sollte die neue Bebauung wesentlich lockerer erfolgen und es sollten auch die Reetdaecher abgeschafft werden. Das alles wurde aber nur sehr unzulaenglich umgesetzt, was zur dritten grossen Brandkatastrophe von 1847 wesentlich beigetragen hat, als der Flecken Ahlden 5 Tage vor dem Weihnachtsfest zur Mittagszeit wiederum fast zur Haelfte zerstoert wurde. Diesmal betraf es aber "nur" 22 Wohnhaeuser. Dadurch konnte die typische Bebauung mit den schoenen Giebeln zur Strasse beibehalten werdem, die auch noch heute so charakteristisch fuer das Ortsbild des Fleckens Ahlden ist. An diesen Letzten Grossbrand im Flecken Ahlden erinnert den Besucher noch heute der Giebel des Hofes Helberg-Brooks (Grosse Strasse 20), auf dem in weisser Schrift zu lesen ist:
"Am 19ten December 1847 Sonntags waehrend der Predigt, brach bei heftigem Winde und strenger Kaelte das Feuer aus wodurch auch unser voriges Haus eingeaeschert ward. Am 25sten April 1848 nahm dieses Haus seinen Platz ein, es wolle Gott nun mit seiner schuetzenden Hand immerdar ueber und in demselben sein, damit kuenftig neuer Segen auf allen unseren Wegen erfreulich um und bei uns sei." (Foto unten)
Die Fotos oben von 2006 zeigen den Eingang zum Schloss Ahlden sowie einen Blick in den Schlossgarten.